Zahnimplantate bei Kindern sind ein heikles Thema. Die Expertenmeinungen dazu gehen mitunter weit auseinander. In der Regel werden Zahnimplantate ab dem Erwachsenenalter von etwa 18 Jahren gesetzt. Ab diesem Alter kann eine gute Haltbarkeit des Zahnimplantats gewährleistet werden.
Was aber, wenn ein Unfall oder die Nichtanlage eines bleibenden Zahns zu einem starken Leidensdruck im Teenageralter führt? Wie kann man diesen Patienten und Patientinnen helfen? Gerade Jugendliche sind besonders gefährdet, sich z.B. beim Sport zu überschätzen und beim Sturz einen Zahnverlust zu erleiden. In der Pubertät ist der psychische Druck, gut auszusehen, besonders groß. Jugendliche wollen optisch nicht negativ auffallen oder gar wegen ihres Äußeren gemobbt werden. Zahnverluste sollten deswegen vor allem im Frontzahnbereich möglichst schnell ausgeglichen werden.
Besonderheiten der Zahnimplantation im Jugendalter
Eine Implantation bei Jugendlichen unterscheidet sich von der Implantation beim Erwachsenen. Wenn das Wachstum noch nicht abgeschlossen ist, sind auch die Zähne noch nicht in ihrer endgültigen Position. Der Implantologe muss also versuchen, die spätere Position der Zähne vorherzusehen. Auch die Krone muss nach dem Wachstum nochmals adaptiert werden. Der Eingriff ist deswegen komplexer als bei einem Erwachsenen. Die ideale Implantatposition kann aufgrund des Wachstums nur geschätzt werden. Nach Möglichkeit sollte eine Implantation deswegen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Vorteile einer Zahnimplantation bei Kindern
Eine frühe Implantation hat nicht nur Nachteile. Die Vorteile einer Zahnimplantation bei Jugendlichen sind die gewonnene Lebensqualität sowie die Vermeidung des Knochenabbaus nach Zahnverlust. Im ersten Jahr ist der Knochenabbau enorm, etwa 60 % der Kieferbreite und 11–22 % der Kieferhöhe gehen verloren. In der Pubertät verstärkt sich der reale Effekt durch das gleichzeitige Wachstum im gesunden Bereich des Kiefers sogar nochmals. Dieser Knochenschwund kann bei einer späteren Implantation die Situation erschweren. Handelt es sich bei fehlenden Zähnen um eine Nichtanlage, dann kann dieser Faktor allerdings vernachlässigt werden, da sich der Knochen in diesem Fall nicht viel verändern wird.
Individuelle Altersgrenzen verschiedener Zahnärzte
Man sollte sich nicht auf ein konkretes Mindestalter versteifen, sondern auf den Patienten oder die Patientin achten. Während manche Implantologen bereits ab einem Alter von 12 Jahren Zahnimplantate setzen, legen andere die Untergrenze sogar bei 23 oder 26 Jahren fest, da der Kiefer auch in diesem Alter noch geringfügig weiter wächst. Bis zum 30. oder manchmal sogar bis zum 35. Lebensjahr schreitet das Wachstum immer noch voran, wenn auch mit deutlich verringerter Geschwindigkeit verglichen mit dem Jugendalter.
Unter dem Alter von 12 Jahren wird allerdings nur in absoluten Ausnahmefällen implantiert, wenn eine Kaufähigkeit auf anderem Wege nicht erreichbar ist.
Im Jugendalter gibt es einen stark ausgeprägten Wachstumsschub bei Mädchen und Jungen. Im Alter von 12-13 Jahren ist der pubertäre Wachstumsschub bei Mädchen auf seinem Höhepunkt, bei Jungen etwas später mit 14-15 Jahren. Mädchen sind meist mit 15 Jahren weitgehend ausgewachsen, während das bei Jungen erst etwa mit 17 Jahren der Fall ist. Aus implantologischer Sicht sollte der Wachstumsschub möglichst abgewartet werden, bevor das erste Implantat gesetzt wird.
Welche Probleme können bei einer frühen Zahnimplantation auftreten
Das Problem bei Zahnimplantationen bei Kindern ist das Kieferwachstum. Natürliche Zähne sind im Gegensatz zu Implantaten nicht fix mit dem Knochen verwachsen, sondern flexibel durch sogenannte Sharpey-Fasern stabilisiert. Diese Fasern fungieren als eine Art Stoßdämpfer und bieten dem Zahn einen gewissen Spielraum sowie die Option, seine Position im Wachstum zu verändern. Der implantierte Zahn kann nicht “mitwachsen”. Natürliche Zähne und Implantate wirken deswegen nach einem Wachstumsschub “ungleich lang”. Dabei können Nachbarzähne gefährdet werden oder ein früher Verlust des Implantats erfolgen. Eine frühe Implantation birgt eindeutige Risiken, die bedacht werden müssen. Spezielle Implantattechniken und ein späterer Angleich der Implantatkrone, können aber eingesetzt werden, um die Erfolgschancen deutlich zu verbessern.
Alternativen zur Zahnimplantation bei Kindern
- Eine gute Alternative sind Adhäsivbrücken. Das sind Brücken, die von hinten an die Nachbarzähne geklebt werden. Sie bieten zwar weniger Stabilität als eine Basisbrücke, dafür haben sie den Vorteil, dass keine Nachbarzähne beschliffen werden müssen. Die Option einer Adhäsivbrücke besteht nur, wenn die Nachbarzähne gesund sind.
- Eine weitere Option ist die Milchzahntransplantation von Eckzähnen in den Frontzahnbereich.
- Auch eine kieferorthopädische Lösung kann in Betracht gezogen werden. Dabei werden die Zähne in ihrer Position verschoben, um Lücken zu schließen. Keramikveneers können anschließend die Zähne optisch anpassen.